2.3.4. Market-Timing«-Ansatz 10
Dieser Ansatz versucht zu erklären weshalb manch
Unternehmen glaubt, dass die Zeitpunktwahl bei der Emission von Aktien eine
fundamentale Rolle spielt. Die erfolgreiche Emission wird primär von der
Marktentwicklung geprägt und dementsprechend wählt das Management bei
Kapitalbedarf das jeweils günstigste Finanzierungsinstrument für die
bestehenden Aktionäre. Studien belegen, dass die Emissionstätigkeit
in Phasen von Börsenhaussen auffälliger ist, als in Zeiten in der
gerade Bärenstimmung herrscht. Ferner bestätigt das Management bei
anonymen Untersuchungen, dass die Marktbewertung ein entscheidender Faktor bei
der Wahl der Finanzierungsform ist. Damit bestätigt das Management, dass
eine gewisse Informationsasymmetrie zwischen Investoren und
Geschäftsleitung besteht und dass die Märkte tatsächlich
ineffizient sind. Folglich wird die optimale Kapitalstruktur vielmehr von der
Kumulation vergangener Versuche Fehlbewertungen auszunutzen beeinflusst, als
aufgrund mathematischer Herleitungen die Kapitalkostenersparn isse zu
berücksichtigen.
Der Market-Timing« Ansatz scheint ein einfacher aber
wichtiger Aspekt bei der Entscheidungsfindung der realen Finanzpolitik eines
Unternehmens zu sein.
10 vgl. Baker M. & Wurgler J. ( 2001)
2.3.5. Signaling«-Theorie 11
Gemäss dem Modigliani-Miller-Ansatz sind sowohl
Investoren wie auch das Management gleichermassen gut informiert über die
Zukunftsaussichten einer Firma (symmetrische Information). In Wahrheit hat das
Management eine bessere Informationsgrundlage als externe Investoren. Dieser
Informationsvorsprung nennt man in der Wirtschafswissenschaft "asymmetrische
Information" und hat einen bedeutenden Einfluss auf die optimale
Kapitalstruktur.
Erwartet das Management eine günstige Kursentwicklung
aufgrund einer Profitabilitätssteigerung, ist es eher geneigt neues
Fremdkapital aufzunehmen statt neue Aktien auszugeben, um einen späteren
Kursanstieg nicht mit neuen Shareholders teilen zu müssen. Im
Entgegengesetzten Fall, wo die Geschäftsleitung die Ertragsentwicklung
negativ einstuft und um die Erfolgsrechnung nicht noch zusätzlich mit
fixen Finanzierungskosten belasten zu müssen, würde das Management
viel lieber neue Aktien emittieren.
Abschliessend kann man sagen, dass die Aufnahme von
Fremdkapital von den Investoren oft als Signal für eine positive
Ertragsentwicklung interpretiert wird. Empirische Studien bestätigen, dass
bei Bekanntgabe einer Kapitalerhöhung, die Aktien häufig an Wert
einbüssen. Die Wahl der Finanzierungsform durch das Management hat somit
ein Signal-Effekt auf die Investoren. Dies bedeutet, dass Firmen in unsicheren
Zeiten eine gewisse Verschuldungskapazität halten müssen, um
Investitionsopportunitäten nicht zu verpassen. Auch im Fall einer nicht
optimalen Kapitalstruktur, sollten demnach Unternehmen in guten Zeiten eher
Eigenkapital verwenden.
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