2.4.2. Untersuchungen in der Schweiz
Auch im schweizerischen Wirtschaftsraum wurden einige Studien
zur Kapitalstruktur von börsenkotierten Unternehmen durchgeführt.
Verglichen aber mit der umfangreichen Sammlung von Publikationen im
angelsächsischen Raum besteht für die Schweiz Nachholbedarf. Einige
internationale Studien, beispielsweise die von Rajan und Zingales, deuten
jedoch an, dass auch für andere bankenorientierte Nationen vergleichbare
Determinanten der Kapitalstruktur wie in den Vereinigten Staaten gelten
sollten.16 17
In einer Publikation aus dem Jahre 2005 untersuchten Gaud,
Jani et al., die Determinanten der Kapitalstruktur von 104 kotierten Schweizer
Unternehmen. Die Autoren ka- men zum Schluss, dass die Unternehmensgrösse
sowie der Anteil von Sachanlagen positiv, Wachstum und Profitabilität
negativ mit dem Fremdfinanzierungsg rad korrelieren.18 Gemäss
dem verwendeten dynamischen Berechnungsmodell sollte eine Zielkaptalstruktur
existieren. Diese Ergebnisse sind in Einklang mit der Pecking
Order«-Theorie sowohl als auch mit der Trade-off« Theorie.
In einer späteren Studie konnten Drobetz und Fix die
Ergebnisse von Gaud, Jani et al. weiter präzisieren. Die Autoren kamen zum
Schluss, dass Unternehmen mit mehr Investitionsmöglichkeiten einen
tieferen Fremdfinanzierungsgrad aufweisen, was ebenfalls der Trade-off«-
sowie auch einer komplexeren Version der Pecking Order«-Theorie
entspricht. Der Trade-off«-Theorie widersprechend, verwenden profitablere
U nternehmen einen höheren Fremdfinanzierungsgrad. Die Autoren stellen
ebenfalls fest, dass die Kapitalstruktur eng mit dem Anteil Sachanlagen und der
Volatilität der Einkünfte korreliert.19
Über Finanzierungsentscheidungen von kleinen und
mittelständischen Unternehmen in der Schweiz ist generell wenig
bekannt. Als einzige uns bekannte Publikation mit Schweizer Unternehmen, in
der auch Daten von nicht kotierten Unternehmen in der
15 Drobetz, Pensa und Wöhle (2004)
16 Rajan und Zingales (2005)
17 Booth, Aivazian und Demirguc-Kunt (2001)
18 vgl. Gaud, Jani und Hoesli (2005)
19 Drobetz und Fix (2005)
Analyse mit eingeschlossen sind, ist die Unternehmensbefragung
der Beratungsgesellschaft KPMG aus dem Jahr 2008. KPMG befragte 250
Finanzverantwortliche zur Kapitalstruktur. Die Studie kam zum Schluss, dass 56%
der befragten Unternehmen eine Zielkapitalstruktur festgelegt haben. Als
wichtigsten Determinanten der Kapitalstruktu r wurde auch in dieser Studie die
finanzielle Flexibilität genannt. Andere strategische Finanzziele, wie der
Kapitalkostensatz (WACC) oder der Unternehmenswert, haben für die meisten
Unternehmen keine hohe Priorität.20
In einer derzeit laufenden Studie untersucht das Institut
für Finanzdienstleistungen Zug der Hochschule Luzern ebenfalls die
Kapitalstrukturentscheide von Schweizer KMU sowie deren
Optimierungsmöglichkeiten. Das Projekt wird von der Förderagentur
für Innovation (KTI) des Bundes finanziell unterstützt. Das Projekt
zielt darauf hinaus, ein Instrumentarium für KMU zur Optimierung der
Finanzierungsentscheide zu entwickeln. Projektstart war Ende 2005 und dauert
bis Frühjahr 20 10.21
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