3.2 Theoretische
Ansätze zur Emoji-Kommunikation
3.2.1 Semantik: Wörtliche und übertragene
Bedeutungen von Emojis
Aus semantischer Perspektive können Emojis sowohl in
ihrer denotativen (wörtlichen) als auch in ihrer konnotativen
(übertragenen) Bedeutungsebene analysiert werden. So steht das Emoji ??
einerseits für einen realen Apfel, wird aber kontextuell auch symbolisch
für Gesundheit oder New York (The Big Apple«) verwendet (Danesi,
2017, S. 101). Die Mehrdeutigkeit der Emoji-Bedeutungen zeigt, dass ihre
Interpretation stark vom kommunikativen Kontext und dem individuellen
kulturellen Vorwissen abhängig ist (Baum, 2017, S. 3).
3.2.2 Pragmatik: Kontextuelle und funktionale Rollen von
Emojis.
Die pragmatische Analyse fokussiert auf die kommunikative
Funktion von Emojis im situativen Gebrauch. Emojis dienen nicht nur der
emotionalen Expressivität, sondern auch der Diskurssteuerung: Sie
können Ironie signalisieren, Aussagen abschwächen oder
verstärken und zur Vermeidung von Missverständnissen beitragen
(Dürscheid & Siever, 2017, S. 262). Ihre Bedeutung ist häufig
erst im Zusammenspiel mit dem Text sowie dem kommunikativen Setting
erschließbar (Herring & Dainas, 2017, S. 7).
3.2.3 Semiotik nach Peirce: Ikon, Index,
Symbol.
In der semiotischen Theorie von Charles Sanders Peirce werden
Zeichen anhand ihres Verhältnisses zum Referenten in drei Typen
unterteilt: Ikon, Index und Symbol.
§ Ein Ikon weist eine visuelle
Ähnlichkeit mit dem Bezeichneten auf (z.?B. für einen Hund).

§ Ein Index hat eine direkte Beziehung
zum Kontext oder zu einem Ereignis (z.?B. für Zeitdruck).
§ Ein Symbol basiert auf einer sozial
oder kulturell kodierten Konvention (z.?B. ?? für Liebe).
Emojis lassen sich je nach Verwendung und Interpretation in
alle drei Kategorien einordnen, was ihre semiotische Komplexität und
kommunikative Vielschichtigkeit verdeutlicht (Peirce, CP 2.276; Danesi, 2017,
S. 104).
3.2.4 Interkulturelle Kommunikation:
Kulturelle Prägungen und Missverständnisse.

Studien zur interkulturellen Kommunikation zeigen, dass die
Deutung von Emojis stark durch kulturelle Codes und Werte geprägt ist.
Edward T. Hall (1976) unterscheidet zwischen High-Context-Kulturen (z.?B.
Japan, Benin), in denen nonverbale Zeichen wie Emojis eine tiefere, implizite
Bedeutung haben, und Low-Context-Kulturen (z.?B. Deutschland, USA), in denen
Kommunikation expliziter und direkter erfolgt. Geert Hofstede (2001) weist
darauf hin, dass Dimensionen wie Individualismus, Machtdistanz oder
Unsicherheitsvermeidung die Art und Weise beeinflussen, wie Emojis verwendet
und verstanden werden.Ein Beispiel für kulturell divergierende
Emoji-Interpretationen ist das Symbol: Während es in westlichen
Ländern häufig als Beten« oder Bitte« verstanden wird, gilt
es in ostasiatischen oder afrikanischen Kontexten als Ausdruck von Dankbarkeit,
Ehrerbietung oder als formelle Grußgeste (Miller et al., 2016, S. 7).
Daraus ergibt sich ein hohes Potenzial für interkulturelle
Missverständnisse.
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