Kapitel 4: Darstellung und Analyse der empirischen Daten
4.1 Beschreibung
des Korpus und methodische Einbettung
Diese kontrastive und interkulturell angelegte Studie basiert
auf einem empirischen Korpus, das in seiner ursprünglichen Form Antworten
von Personen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren umfasste. Für die
systematische Analyse wurden jedoch ausschließlich Teilnehmende im Alter
zwischen 15 und 35 Jahren berücksichtigt. Diese Altersgruppe gilt nicht
nur in aktuellen soziologischen Studien (vgl. Galland, 2011; Cardon, 2010) als
besonders prägend für digitale Kommunikationsformen, sondern steht
auch im Mittelpunkt globaler Forschungen zur Medienkompetenz, digitalen
Sozialisation und Symbolverwendung in Online-Kontexten.
Das finale Korpus umfasst insgesamt 128 Teilnehmende - je 64
aus Benin und 64 aus Deutschland. Die Zusammensetzung erfolgte nicht
zufällig, sondern strategisch mit dem Ziel, eine möglichst breite
urbane Repräsentation sicherzustellen. Die beninischen Befragten stammten
aus Cotonou, Porto-Novo und Parakou; die deutschen Teilnehmenden aus Berlin,
München, Köln, Hamburg und weiteren Städten. Diese bewusste
Auswahl spiegelt sowohl kulturelle Vielfalt als auch Gemeinsamkeiten
städtischer Jugendkulturen wider, was eine fundierte Vergleichsanalyse
ermöglicht.
Die Datenerhebung erfolgte sprachsensibel: auf
Französisch in Benin und auf Deutsch in Deutschland, um authentische
Ausdrucksformen in der jeweiligen Alltagssprache zu gewährleisten. Der
verwendete Fragebogen, erstellt über Google Forms, lag in einer
zweisprachigen Version (Französisch/Deutsch) vor und bestand aus 20 Items,
gegliedert in:
- 15 geschlossene Fragen (Multiple-Choice, Likert-Skalen),
- 3 halboffene Fragen (mit Raum für Begründungen
oder Beispiele),
- 2 offene Fragen, die freie Reflexionen zur Emoji-Verwendung
ermöglichten.
Die Verbreitung erfolgte über soziale Netzwerke wie
WhatsApp, Facebook und Instagram. Das Sampling war nicht-probabilistisch,
freiwillig und digital ausgerichtet. Diese Strategie zielt gezielt auf digital
affine Nutzergruppen ein methodischer Vorteil, wenn es um digitale
Kommunikationsphänomene wie Emojis geht. Der Erhebungszeitraum erstreckte
sich vom 8. Oktober 2021 bis zum 15. April 2022.
Besonderer Wert wurde auf ethische Standards gelegt: Die
Teilnahme war anonym, freiwillig und unbezahlt; keine sensiblen Daten wurden
erfasst. Alle Teilnehmenden mussten ihr Einverständnis erklären - in
Übereinstimmung mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).Die Auswertung
des Korpus erfolgt zweigleisig: 1. Quantitativ mit SPSS 27: Deskriptive
Statistiken und Kreuztabellen erlauben eine erste systematische
Gegenüberstellung. 2. Qualitativ nach einem semiotisch-semantischen
Ansatz, gestützt auf die Theorien von:
- Charles S. Peirce (ikonische Zeichen, Indexe, Symbole),
- Umberto Eco (Kodierung, Dekodierung kultureller
Zeichen),
- Winfried Nöth (visuelle Kommunikation,
Bildsemiotik).
Diese theoretische Verankerung erlaubt es, Emojis nicht
bloß als grafische Elemente zu betrachten, sondern als kulturell
interpretierbare Zeichen, deren Bedeutung in einem sozialen Kontext entsteht
und durch gemeinschaftliche Konventionen getragen wird.Fazit:
Dieses Korpus ist keine bloße Datensammlung es ist ein methodisch
fundiertes, kultursensibles Abbild der digitalen Ausdrucksweise einer ganzen
Generation. Es bildet das Herzstück der vorliegenden Analyse und liefert
empirisch belastbare Grundlagen für die Untersuchung interkultureller
Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Emoji-Kommunikation.
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