4.6 Kontrastive
Analyse der Wahrnehmung der Wichtigkeit von Emojis bei jungen Beniner*innen und
Deutschen
Die Auswertung der Frage Ist es wichtig, Emojis in eine
Nachricht einzubauen?« zeigt sowohl quantitativ als auch qualitativ
signifikante kulturelle Unterschiede. Von 61 befragten jungen Beniner*innen
halten 77?% Emojis für wichtig, während dieser Anteil bei den
deutschen Jugendlichen etwa 64?% beträgt. Dies deutet auf eine
stärkere affektive Aufladung und expressivere Nutzung ikonischer Zeichen
im beninischen Kontext hin. Aus semiopragmatischer Perspektive werden Emojis
von den beninischen Teilnehmer*innen überwiegend in ihrer
emotionalen Funktion (Peirce: Index
emotionaler Zustände) verstanden - als ein Verlängerungskanal
des Selbst: Ça permet de mieux exprimer ses
sentiments«, Ça donne un vrai aperçu de
l'émotion«. Diese Sichtweise steht im Einklang mit Umberto
Ecos Theorie des Zeichens als polyvalentem Bedeutungsträger, der eine
ästhetische und affektive Kommunikationsdimension eröffnet. Die
deutschen Jugendlichen hingegen betonen vor allem die
pragmatisch-korrektive Funktion des Zeichens (Nöth), das
hilft, Missverständnisse zu vermeiden: So weiß
man, wie etwas gemeint ist.« Emojis erscheinen hier als
Tonanzeiger, die ironische oder emotionale Botschaften
verdeutlichen können - ihre übermäßige Nutzung wird jedoch
oft als kindisch oder überflüssig bewertet: Ich
finde das kindisch.« Ein weiterer Unterschied betrifft den Umgang mit
der semantischen Ambiguität von Emojis. Während
beide Gruppen auf eine gewisse Mehrdeutigkeit hinweisen,
äußern deutsche Jugendliche eine sprachkritische
Haltung gegenüber dem Emojisprech«, während einige
Beniner*innen auf technische oder kulturelle Barrieren
verweisen: Tout le monde ne connaît pas ces signes.« Dies
verweist weniger auf Ablehnung als auf ungleichen Zugang zu digitalen
Codes. Zusammenfassend lässt sich sagen: Das Emoji wird zwar von
beiden Gruppen als kommunikatives Werkzeug eingesetzt, seine
semio-pragmatische Bedeutung ist jedoch kulturell
differenziert: Im beninischen Kontext erscheint es als emotionales und
identitätsstiftendes Ikon, im deutschen als pragmatisches
Ton-Modulationsmittel. Der Emoji fungiert somit als kulturell
situiertes Zeichen, dessen Interpretation vom jeweiligen
kommunikativen Rahmen abhängt.
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